1967: Ein alter Maßkrug erinnert sich
Ludwig Bauer, mittlerweile dienstältester Schiedsrichter-Lehrwart im Deutschen Fußballbund und heute in Gerbrunn lebend, hat schließlich in seinen Unterlagen gesucht und manch interessante Information über das Turnier gefunden. Und sein Schulkamerad Herbert Wohlfeil förderte derweil in seinen Fotoalben Aufnahmen vom seinerzeitigen “Coup” zutage.
Folgende Spieler der A-Jugend des FC Gerolzhofen waren am Erfolg beteiligt:
Trainer war Raimund Wohlfeil, unterstützt von Karl Malucha als Betreuer. Helga Wohlfeil kümmerte sich derweil als guter Geist um die jungen Burschen und hatte alle Hände voll zu tun, sie vor allem mit Getränken zu versorgen, denn es war damals sehr warm. Übernachtet wurde in einer Turnhalle.Das Turnier wurde nach dem Modus “jeder gegen jeden” gespielt und am Schluss abgerechnet. Gerolzhofen gewann das erste Spiel gegen den VFB Theley mit 3:2 (Tore: Karl-Heinz Ballandat, 2, Ludwig Bauer). Es folgten ein 2:2 gegen Victoria Hamburg (Tore: Ballandat, 2) und der 1:0-Sieg gegen Tennis Borussia Berlin. Dieter Mäuser schoss hier den vielumjubelten Siegtreffer und schon war der Slogan “Die kleine Maus (Mäuser) erschoss das große Berlin” geboren.
Das 1:0 gegen Union Sportive Genf (Tor: Ballandat) und das 0:0 gegen den TSV Schnaitheim bescherten der Mannschaft um Kapitän Peter Herrmann den 1. Platz mit 8:2 Punkten. “Taktisch clever” war es in diesem Zusammenhang am Sonntagabend, den Mittelstürmer von Schnaitheim – er war bis dahin Turnierschützenkönig – zu einigen Maß Bier einzuladen, so dass er am nächsten Morgen im Spiel gegen Gerolzhofen zur Freude der Franken Ladehemmung hatte.
Zweiter wurde übrigens der VFB Theley (7:3 Punkte), Dritter Viktoria Hamburg (7:3 Punkte), Vierter der TSV Schnaitheim (4:6 Punkte), Fünfter Union Sportive Genf (3:7 Punkte) und Sechster Tennis Borussia Berlin (1:9 Punkte).
Da sich das Sportgelände in Schnaitheim etwa zwei Kilometer außerhalb in einem Waldgebiet befand, sind die Gerolzhöfer Fußballer, im Gegensatz zu den anderen Mannschaften, jeden Morgen und jeden Abend den Weg zu Fuß gegangen. Den erfolgreichen Tagesverläufen entsprechend, wurde der Rückweg von den jungen Sportlern singend bewältigt.
Während viele der anderen Mannschaften abends die Discos und andere Geselligkeiten aufsuchten, wachten die Betreuer Raimund Wohlfeil und Karl Malucha darauf, dass alle im beaufsichtigen Umfeld blieben. Nachdem einige ausgebüchst waren und erst spät zurück kamen, da sie mit der Straßenbahn an der falschen Haltestelle ausstiegen und deswegen den Rest zur Turnhalle laufen mussten, war am nächsten Morgen dicke Lugesagt. Bei nur 15 Spielern hatten die Betreuer aber nicht viel Erziehungsmöglichkeiten, erinnert sich Ludwig Bauer.
Zuhause wurden die erfolgreichen Jugendspieler bereits im “Schlapp’n” von den Fans in der Heimat erwartet und mit großem Hallo empfangen.
Der gewonnene Pokal wurde übrigens im Schaufenster des Lebensmittel- und Sportartikelgeschäfts Bauer in der Schuhstraße, also bei den Eltern von “Adidas-Puma” Ludwig Bauer, ausgestellt.
Wir danken besonders Ludwig Bauer für die Informationen, Herbert Wohlfeil für die Überlassung der Bilder vom damaligen Turnier sowie Edwin und Erich Eichhorn vom “Schlapp’n” für die Aufbewahrung des Maßkruges über all die Jahre hinweg.
Für Text und Recherchen sowie Bild beziehungsweise Bild-Reproduktion zeichnet Norbert Vollmann verantwortlich. Alle Rechte beim Autor.
Herbert Adel, Karl-Heinz Ballandat, Norbert Dechant, Hans-
Martin Radler, Heinz Marx und Kapitän Peter Herrmann.
Vorne (von links): Gustav Klebrig, Ludwig Popp, Klaus Gaubatz,
Karl-Heinz Malucha, Wolfgang Scholz, Kilian Kraus, Herbert Wohlfeil und Dieter Mäuser.
So bescherlich der fast drei Kilometer lange Weg von der
Turnhalle, wo übernachtet wurde, bis zum Sportplatz war, so
gut war er wohl für die körperliche Fitness der FC-Jugend.
Aufstellung vor dem Spiel FC Gerolzhofen – Tennis Borrussia
Berlin.